Instant Messaging

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In den letzten Jahren hat sich Instant Messaging von einer eher "hippen" Kommunikationsform einer jungen Generation immer stärker zu einer ernstzunehmenden Anwendung zur täglichen Kommunikation gewandelt, die immer stärker auch im professionellen und gewerblichen Bereich Einzug findet.

Was ist ein Instant Messenger?

Instant Messaging ist genau genommen kein einzelner Dienst, sondern eine Kommunikationsart. Im Gegensatz zu einer E-Mail, die eine in sich abgeschlossene Kommunikation darstellt, ist Instant Messaging eher darauf ausgerichtet, kurze bis kürzeste Nachrichten zu einem Empfänger zu transportieren und einen Dialog in nahezu Echtzeit zu ermöglichen.

Interessant ist das Instant Messaging deshalb nicht nur im privaten Bereich als schnelles Kontaktmedium für Freunde und Verwandte, sondern auch im geschäftlichen Bereich zur unternehmensinternen Kommunikation, beispielsweise zwischen Mitarbeitern entfernter Standorte. Gerade hier ist das Instant Messaging oft ein guter Ersatz für das klassische Telefongespräch, da die Kommunikation entzerrt ablaufen kann. Damit ist gemeint, dass bei einem Telefongespräch jeder der Beteiligten während des gesamten Telefongesprächs in der Regel die volle Konzentration auf das Telefongespräch aufwenden muss, während eine Nachricht in einer Instant-Messaging-Sitzung nicht unbedingt sofort gelesen und beantwortet werden muss. Zudem müssen viele übermittelte Angaben nicht umständlich wieder eingetippt werden, wenn diese elektronisch beim Empfänger verarbeitet werden müssen, denn mit Copy and Paste stehen diese Informationen sofort zur Verfügung, wenn diese zuvor via Instant Messaging übertragen wurden.

Moderne Instant-Messaging-Systeme - gerade im geschäftlichen Bereich - sind deshalb zu richtig umfangreichen Kommunikationszentralen ausgebaut; neben dem reinen Chatten lassen sich auf einfache Weise einzelne Dateien übertragen, Voice-over-IP-Gespräche führen und Videobilder mit angeschlossenen Kameras übertragen.

Vor allem in diesen erweiterten Funktionen, die einen Instant Messenger zu einer Kommunikationszentrale ausbauen, findet auch eine Abgrenzung zu klassischen Chat-Systemen, beispielsweise dem IRC (siehe hierzu auch Internet Relay Chat) statt: Während Chatten vor allem in virtuellen Räumen mit zahlenmäßig unbegrenzt vielen Teilnehmern erfolgt, ist klassisches Instant Messaging eine Angelegenheit zwischen zwei oder zumindest zahlenmäßig begrenzten Teilnehmern in einem eigenen Kommunikationskanal.

Geschichtliches

Der Begriff "Instant Messaging" ist keine Erfindung aus dem Internet-Zeitalter, sondern ein Begriff aus der Science-Fiction. Der Science-Fiction-Autor Paul A. Linebarger bezeichnete in seinen Geschichten "Instant Messages" als überlichtschnelle Nachrichten, die über interstellare Distanzen übertragen werden können. Der Begriff fand dann vermutlich über die Science-Fiction-Vereinigung New England Science Fiction Association (NESFA), deren regelmäßiger Newsletter Instant Message heißt, seinen Weg in die Computer- und Internet-Szene.

Die ersten Entwicklungen des Instant Messaging begannen in den 1970er Jahren mit einem kleinen, unscheinbaren Programm namens talk. talk ermöglichte es zwei Benutzern, miteinander Textnachrichten in Echtzeit auszutauschen, was von Systemadministratoren, Wissenschaftlern und Studenten schon recht bald breit genutzt wurde, da talk die Kommunikationslücke zwischen einer geschriebenen Nachricht und einem Telefongespräch vortrefflich füllen konnte. Im Gegensatz zu heutigen Instant Messenger überträgt talk eine Kommunikation zeichenweise. Wird also ein Wort eingegeben, wird es Buchstabe für Buchstabe übertragen und angezeigt, inklusive eventueller Korrekturen. Dies mag zwar ineffizient sein, da für jedes Zeichen ein Datenpaket auf die Reise gehen muss, diese Art des Instant Messaging hat jedoch jahrzehntelang einen gewissen Charme bewiesen, da es den Eindruck der Echtzeitkommunikation deutlich unterstrich.

Die ersten Entwicklungen im modernen Instant Messaging begannen im Jahre 1987 in den USA am Massachusetts Institute of Technology (MIT) mit dem Projekt Athena. Dieses Projekt hatte zur Aufgabe, einen grafischen Instant Messenger für das Unix-Betriebssystem und ein dazugehöriges Übertragungsprotokoll zu entwickeln. Das funktionierende Ergebnis des Projekt Athena wird auch heute noch an einigen Universitäten in den USA eingesetzt, leidet jedoch an technischen Begebenheiten, die zur damaligen Zeit noch nicht bekannt waren, beispielsweise NAT (siehe hierzu auch Network Address Translation).

Die "Wiedergeburt" des Instant Messaging begann Mitte der 1990er Jahre mit der Kommerzialisierung des Internet durch die Etablierung des ICQ-Netzwerk und des dazugehörigen ICQ-Client durch die israelische Firma Mirabilis. (Siehe zur weiteren Entwicklung der verschiedenen Instant-Messaging-Netzwerke weiter unten.)

Technisches

Die meisten Instant-Messaging-Systeme arbeiten auf Basis einer Client-Server-Architektur (siehe hierzu auch Host-Architekturen): Ein Client (der Instant Messenger) verbindet sich mit dem Server des Instant-Messaging-Systems, meldet den Benutzer dort mit seinen Benutzerdaten an und führt den Benutzer fortan im Netzwerk des Instant-Messaging-Systems als angemeldet auf. Möchte der Benutzer nun mit einem anderen Benutzer Nachrichten austauschen, wählt er diesen zwar in seinem Instant Messenger an, alle zu übertragenden Nachrichten werden jedoch von seinem Instant Messenger zunächst an den Server des Netzwerks übertragen, der wiederum die Nachricht dann an den Empfänger leitet.

Dieser sternförmige Aufbau ist der logischste Weg und wird von den meisten Instant-Messaging-Systemen eingesetzt. In der Regel ist dann auch nicht nur ein Server im Spiel, sondern eine Server-Kaskade, so dass die Last verteilt werden kann. Andererseits offenbart dieser sternförmige Aufbau auch gewisse architektonische Gefahren, wenn wenn es Störungen im Zentrum des sternförmigen Netzwerks gibt, betrifft dies unter Umständen viele oder gar alle Clients. Verschiedene Instant-Messaging-Netzwerke gehen hier deshalb unterschiedliche Wege. Beispielsweise gibt es im Skype-Netzwerk so genannte Superknoten, die die Benutzerdatenbank gemeinsam führen und für die Benutzerauthentifizierung zuständig sind. Der Nachrichtenaustausch zwischen Benutzern funktioniert weitgehend auf Peer-to-Peer-Basis, es wird also versucht, dass Clients möglichst direkt Nachrichten untereinander austauschen oder andere Clients als Relaisstation genutzt werden können. Damit wird effektiv die Last der zentralen Server in das Netzwerk selbst verschoben.

Benutzung

Instant Messenger (Miranda)Zentrales Element eines Instant Messengers ist die Benutzerliste, die im Englischen auch oft als Buddylist bezeichnet wird. Der Begriff "Buddy" steht in der englischen Sprache für Kumpel oder Kamerad.

Die Buddylist erfüllt eine ähnliche Aufgabe wie ein persönliches Adressbuch - sie enthält eine individuelle Zusammenstellung der Kontakte, mit denen regelmäßig kommuniziert wird. Diese Liste kann vom Benutzer frei ergänzt und auch so konfiguriert werden, dass beispielsweise nur mit Kontakten aus dieser Liste kommuniziert werden darf. Die Buddyliste ist demnach die zentrale Schaltstelle für alle Interaktionen; auch für zusätzliche Kommunikationswerkzeuge, beispielsweise die Möglichkeit zum Übertragen einzelner Dateien, Telefonie oder auch Videotelefonie.

Instant-Messenger-Netzwerke

Im Internet existieren mehrere, internationale große Instant-Messenger-Netzwerke:

  • ICQ (Kunstwort aus der englischen Aussprache von "I seek you" - Ich suche dich.)
    ICQ wurde von den israelischen Studenten Amnon Amir, Yair Goldfinger, Arik Vardi, Sefi Vigiser geschrieben und im November 1996 durch ihr israelisches Startup-Unternehmen Mirabilis im Internet veröffentlicht. Jeder Internet-Benutzer konnte sich kostenlos den ICQ-Client herunterladen, sich registrieren, eine ICQ-Nummer erhalten und sich sofort mit dem ICQ-Netzwerk verbinden. Durch Mundpropaganda verbreitete sich ICQ schnell und sorgte dafür, dass Mirabilis im Juni 1998 von AOL aufgekauft wurde, das ebenfalls einen eigenen Instant Messenger entwickelt hatte
  • AOL Instant Messenger (AIM)
    Der AOL Instant Messenger wurde von AOL zunächst als Antwort zu ICQ entwickelt, mit dem es möglich wurde, auch zwischen AOL- und reinen Internet-Nutzern zu chatten, was bis dato nur AOL-intern funktionierte. Die erstmalige Veröffentlichung erfolgte im Mai 1997, also ein knappes halbes Jahr nach der erstmaligen Veröffentlichung von ICQ. Im Juni 1998 kaufte AOL den Instant-Messaging-Konkurrenten Mirabilis und verband das somit gekaufte Netzwerk ICQ nach und nach mit AIM.
  • Windows Live Messenger (ehemals MSN Messenger)
    Der Windows Live Messenger stammt aus dem Hause Microsoft und greift auf das MSN-Netzwerk zu. MSN steht hierbei für "Microsoft Network", das die Chat- und Community-Sparte von Microsoft ist. Gestartet wurde das MSN-Netzwerk im Jahre 1999 mit dem MSN Messenger, der anfänglich auch AIM unterstützte, was aber AOL recht bald zu blockieren versuchte (siehe hierzu auch Der Krieg der Instant Messenger). Im Jahre 2001 kam als weiterer Client der Windows Messenger hinzu, der auf Windows-XP-Betriebssystemen vorinstalliert ist.
  • Yahoo! Messenger
    Der Yahoo! Messenger ist ebenfalls kostenlos und wird vom Suchmaschinenbetreiber Yahoo zur Verfügung gestellt. Seit 2006 ist das Yahoo!-Messenger-Netzwerk mit dem MSN-Netzwerk zusammengeschaltet, so dass Benutzer beider Plattformen untereinander kommunizieren können.
  • Jabber
    Jabber ist im Gegensatz zu den meisten anderen Netzwerken ein offenes System, das auf einer Sammlung von XML-Protokollen basiert und die frei zugänglich sind. Getragen wird Jabber von einer Stiftung namens Jabber Software Foundation, in der die Weiterentwicklung des Projekts organisiert wird. Jabber arbeitet nicht mit einem zentralen Server bzw. einer Server-Kaskade, sondern mit einzelnen Jabber-Servern, die praktisch jeder aufsetzen. Wichtig hierbei ist, dass so ein Server zu einem anderen Server, der bereits im Jabber-Netzwerk verbunden ist, angebunden wird, so das auf diese Weise ein dezentrales Netzwerk entsteht, dass äußerst stabil ist. Gleichzeitig wurde in Jabber schon sehr früh so genannte Transports entwickelt und eingesetzt, die Netzübergänge zu anderen Instant-Messenger-Netzwerken darstellen, so dass Jabber-Benutzer auf diese Weise auch im ICQ-Netzwerk aktiv sein können.

Neben diesen großen Netzwerken gibt es durchaus weitere Netzwerke, die jedoch meist reglementiert sind, beispielsweise auf den Kundenkreis eines Internet Service Providers oder einer spezielle Community. So ist beispielsweise das Instant-Messaging-Netzwerk Gadu-Gadu speziell für die polnische Internet-Community ausgerichtet und weitgehend auch nur dort erfolgreich und stark verbreitet.

Erweiterte Instant-Messaging-Anwendungen

Instant Messaging ist immer häufiger nicht mehr nur eine eigenständige Anwendung, sondern ist integriert in Programmpaketen, die eigentlich ursprünglich gar nicht zum reinen Instant Messaging entwickelt wurden. Auch hier zeigt sich Instant Messaging als schnelle Kontaktmöglichkeit zwischen Benutzern, um auf diese Weise Dinge zu "besprechen", die per E-Mail zu viel Aufwand bedeuten würden, aber zum Telefonieren wiederum zu komplex sind.

  • Skype
    Skype ist genau genommen kein Instant-Messenger-Netzwerk, sondern ursprünglich eine Voice-over-IP-Anwendung auf Basis eines P2P-Netzwerks. Skype ist jedoch auch wegen dem eingebauten Instant Messaging beliebt. Siehe zum Thema Skype auch Telefonie - Alternative Voice-over-IP-Anwendungen.
  • Groove
    Groove ist genau genommen kein Instant Messenger, sondern eine so genannte Kollaborationssoftware (Software zum "Mitarbeiten"), die unter anderem Instant Messaging als Kommunikationswerkzeug integriert. Die Hauptaufgabe von Groove ist es, virtuelle Arbeitsstätten ("Workplaces") für einzuladende Teilnehmer zu bilden, die auf einen gemeinsamen Datenbestand zugreifen und damit arbeiten können. Auch hier wird das Client-Server-Konzept genutzt, in dem der Workplace auf einem Groove-Server im Internet oder beim Arbeitgeber verwaltet und bereitgestellt wird. Zwar gibt es in Groove auch eine Möglichkeit, ein klassisches Forum mit Nachrichten einzurichten, aber auch in Groove wird die eingebaute Instant-Messaging-Funktion für direkte und schnelle Kommunikation zwischen den Teilnehmern empfohlen.

Multiprotokoll-Messenger

Bei der Nutzung mehrerer Instant-Messaging-Netzwerke ergibt sich ein Problem: Für viele Netzwerke sind jeweils gesonderte Clients erforderlich, was der Übersicht am Rechner abträglich ist. Zwar sind einige größere Instant-Messaging-Netzwerke offiziell miteinander über Netzübergänge verbunden, dennoch sind immer noch mehrere herkömmliche Clients erforderlich, wenn mehrere Netzwerke gleichzeitig genutzt werden sollen. Aus diesem Grund gibt es so genannte Multiprotokoll-Messenger, die mit einem einzigen Programm gleichzeitig mit mehreren Netzwerken direkt verbunden sein können.

Multiprotokoll-Messenger arbeiten auf zweierlei Weise. Entweder nutzen sie das Übertragungsprotokoll eines Instant Messenger direkt oder sie nutzen im Hintergrund den originalen Client und bieten lediglich die Bedienung über den eigenen, fremden Client an.

Weiterführende Links

http://www.miranda-im.de/
Deutschsprachige Website zum Multiprotokoll-Messenger Miranda für Windows

http://www.icq.com/ englischsprachige Seite
Homepage von ICQ

http://www.groove.net/ englischsprachige Seite
Homepage von Groove Networks

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