Mit der Erfindung des World Wide Webs wurde auch eine völlig neue Gattung von Programmen geboren, die später einmal ganze Betriebssysteme beherrschen sollten: Webbrowser. Was heute ein Milliardengeschäft ist, begann ziemlich unspektakulär und hat dafür gesorgt, dass das World Wide Web zunächst nur schleppend Fuß in der Computerwelt fasste.
Browser aus des Meisters Schmiede selbst
Die ersten beiden Webbrowser, die jemals entwickelt wurden, stammen direkt aus dem Umfeld von Tim Berners-Lee und seiner Zeit beim Kernforschungszentrum CERN. Sie gelten beide als wichtige Zündfunken der "Missionarsarbeit" von Berners-Lee.
Der erste Browser namens WorldWideWeb (man beachte, dass zuerst der Browser so hieß) wurde von Tim Berners-Lee persönlich auf seinem NeXT-Rechner unter dem Betriebssystem NeXTStep entwickelt und funktionierte auch nur dort. NeXTStep war damals ein revolutionäres Betriebssystem, das die Stabilität von Unix mit einer ausgefeilten grafischen Benutzeroberfläche verband. Da Berners-Lee erheblichen Gebrauch von NeXTStep-eigenen Grafikbibliotheken machte, hatte er zwar einen außergewöhnlich intuitiven Browser, der jedoch nur unter NeXTStep so funktionierte.
Um diesen Nachteil auszumerzen und auch Benutzern anderer Betriebssysteme einen Browser bereitzustellen, entwickelte das Team um Berners-Lee einen zeilenorientierten Browser, der in grafischen Belangen fast das komplette Gegenteil zu WorldWideWeb war. Er funktionierte zwar tadellos, hatte aber, dank des Zeilenmodus, überhaupt keine grafischen Möglichkeiten und zeigte Inhalte darüber hinaus auch nur zeilenweise an.
Da Berners-Lee für sein Projekt keine Finanzmittel vom CERN bewilligt bekam, bestand keine reelle Chance, einen Programmierer bewilligt zu bekommen, der einen grafischen Browser für die unter Unix weit verbreitete grafische Benutzeroberfläche X-Window entwickeln konnte. Er beschloss deshalb, mit studentischen Hilfskräften keinen weiteren, eigenen Browser zu schaffen, sondern eine Programmierbibliothek, die andere Entwickler als Basis für eigene Browser nutzen konnten. Dies war die Geburtsstunde der Bibliothek libwww, die für viele spätere Anwendungen, Server und Browser ein sehr wichtiger Bestandteil wurde.
Zur Geschichte des World Wide Webs, der ersten beiden Browser und auch der Bibliothek libwww lesen Sie bitte auch den Artikel Das Phänomen World Wide Web.
Die beschwerlichen Anfänge außerhalb des CERN
Ende 1991 gab es bereits drei externe Entwicklungsprojekte für Browser unter X-Window:
- Erwise
Erwise, dessen Namen vom englischen Wort "Otherwise" abgeleitet wird, das wiederum klanglich dem finnischen Wort "Ohjelmatyö" ("Programmierarbeit") ähnelt, ist das Ergebnis einer Abschlussarbeit der finnischen Studenten Kim Nyberg, Teemu Rantanen, Kati Suominen und Kari Sydänmaanlakka an der Technischen Universität von Helsinki. - ViolaWWW
Eine Entwicklung des Studenten Pei Wei an der University of Berkeley in Kalifornien. Wei pflegte eine eigene Programmiersprache namens Viola, in der er ViolaWWW schrieb. Dank seiner guten, grafischen Aufmachung wurde ViolaWWW zum ideellen Vorbild vieler nachfolgender Webbrowser. - Einen weiteren Browser, der allerdings nie den experimentellen Status verließ, wurde von einem Computerwissenschaftler namens Dan Connolly beim damaligen, texanischen Computerhersteller Convex Computer Corporation entwickelt. Diese Entwicklung war insofern bemerkenswert, da Connolly seinen Browser später nicht weiter entwickelte, sondern sich der Standardisierung der Auszeichnungssprache HTML verschrieb und später Autor vieler Standards wurde.
Alle diese Projekte für X-Window waren funktionsfähig und wurden im Internet von vielen anderen Benutzern heruntergeladen, installiert und genutzt, schliefen aber bald wieder ein - trotz der engelsartigen Bittreden Tim Berners-Lees. Die Karriere von Erwise endete beispielsweise nach dem Abgang der beteiligten Studenten an der Technischen Universität Helsinki, weil niemand auch nur im leisesten daran dachte, dass das Web tatsächlich einmal ein Erfolg werden könnte, wie es dann kurz darauf wurde.
Ähnlich lief es bei anderen Betriebssystemen ab. Für Microsoft Windows gab es beispielsweise einen Browser namens Cello, der im Juni 1993 erstmals im Internet zur Verfügung gestellt wird und dessen Karriere im April 1994 mit der dort vorgestellten aktualisierten Version auch schon wieder endete. Der Programmierer Thomas R. Bruce entwickelte Cello an der Cornell Law School, also an einer Rechtsfakultät, da auf den meisten dortigen Mikrocomputern Microsoft Windows installiert war und es zu diesem Betriebssystem zu diesem Zeitpunkt eben noch keinen Browser gab.
Die Holprigkeit der unterschiedlichen Browser-Unterstützung sollte sich jedoch alsbald ändern.
Die Erfolgsgeschichte namens Netscape Navigator
Die frühe Geschichte des Netscape Navigators beginnt 1993 am National Center for Supercomputing Applications (NCSA) der Universität Illinois in den USA. Ein Team aus Studenten und Mitarbeiter des Instituts entwickelten für die Betriebssysteme UNIX, Windows und Macintosh einen grafischen Webbrowser namens "Mosaic". Dieser Browser wurde im Internet frei zum Download angeboten und fand innerhalb kürzester Zeit weltweit Anhänger.
Einer der ersten, der das Potential des World Wide Webs und eines vernünftigen Webbrowsers erkannte, war der Student Marc Andreessen, seinerzeit zuständig für kreative Belange des Mosaic-Projekts. Er sprach mit Jim Clark, Begründer und damaliger Chef von Silicon Graphics, über seine Visionen und kurz darauf gründeten beide die Firma Mosaic Communications Corporation mit Sitz in Mountain View/Kalifornien. Aus lizenzrechtlichen Gründen wurde die Firma einige Monate später in Netscape Communications Corporation umbenannt.
Ende 1994 präsentierte Netscape die erste Version seines Browsers namens Netscape Navigator im Internet, schon seit Anfang an in vielen Landessprachen und für fast alle gängigen Systemplattformen. Der Netscape Navigator war zwar ebenfalls kostenlos im Internet herunterzuladen, jedoch durchaus keine kostenlose Software, denn die heruntergeladenen Versionen wurden immer als "Testversionen" deklariert. Die größere Einnahmequelle für Netscape war jedoch Software für Server (unter anderem auch für Webserver), während der Netscape Navigator hauptsächlich durch Internet Service Provider lizenziert wurde, die den Netscape Navigator ihrer Installationssoftware beilegen konnten.
Aus dem Hause Netscape stammen auch viele (teilweise sehr umstrittene) Entwicklungen, wie zum Beispiel die Cookie-Technologie, Secure Sockets Layer (SSL) für die Übertragung von sensiblen Informationen oder tief greifende Ergänzungen an HTML. Gerade letzteres war sehr bald ein Dorn im Auge vieler Web-Designer und -Entwickler, da Netscape gern neue HTML-Konzepte ohne vernünftige Dokumentation und oft auch fehlerhaft implementiert einführte. Zu diesen Entwicklungen gehörten in HTML beispielsweise die Tabellen. Die Netscape-eigenen HTML-Erweiterungen wurden fortan auch als Netscape-Erweiterungen bezeichnet, die zwar viele aufregende Möglichkeiten boten, andererseits vielen Web-Entwicklern auch eine Menge grauer Haare kosteten.
Eine viel beachtete Funktion des Netscape Navigators war die Schnittstelle für Zusatzprogramme, so genannten Plug-In. Über diese Schnittstelle konnte der Benutzer dem Browser noch viele weitere Dateiformate "beibringen", so dass der Netscape Navigator schon Mitte der 90er Jahre zumindest theoretisch das konnte, was man heute als Multimedia bezeichnet und damals selbst bei neueren Mikrocomputern noch in den Kinderschuhen steckte. Aber dennoch: Es gab nun für die wichtigsten Betriebssystemplattformen einen weitgehend einheitlichen Webbrowser.
Microsoft und das World Wide Web
Betrachtet man die heutige Ausrichtung des Softwaregiganten Microsoft auf das Internet, fällt es schwer zu glauben, dass Microsoft das Internet als Plattform lange Zeit in ihren Produkten fast völlig ignoriert hatte.
Die ersten, ernstzunehmenden Online-Aktivitäten Microsofts begannen mit dem hauseigenen Online-Dienst "The Microsoft Network" (MSN), der als Pendant zum Online-Dienst AOL mit der Markteinführung von Windows 95 im September 1995 eingeführt wurde. MSN bot damals, genauso wie AOL, eigene Inhalte an, die sich vornehmlich an Privatkunden richteten. Der Zugang zum Internet war eher nebensächlicher Art und wurde mit der Integration eines rudimentären Browsers bewerkstelligt, der in der Zugangssoftware von MSN integriert war. Kurioserweise wurde Microsofts Webbrowser namens "Internet Explorer" (zu dem Zeitpunkt in der Version 2.0 und mit einem hoffnungslos schlechten Funktionsumfang) ab November 1995 nur im separaten Windows-Zusatzpaket "Microsoft Plus!" vertrieben, das zusätzlich mit rund 50 Euro zu Buche schlug. Diese Umstände hatten zur Folge, dass der Internet Explorer auf der eigenen Plattform zunächst nur einen verschwindend geringen Marktanteil hatte; der Netscape Navigator war auch unter Windows das Maß aller Dinge.
Die Notbremse wurde im August 1996 gezogen, als Microsoft den Internet Explorer 3.0 für Windows vorstellte. Diese Version war nun tatsächlich brauchbar, konnte mit den aktuellen HTML-Technologien umgehen und hatte, wie der Netscape Navigator nun auch, ein eigenes, funktionales Mail-Programm. Microsoft hatte offensichtlich erkannt, dass das Internet auch für Privatpersonen immer wichtiger wurde und es als Softwarehersteller wichtig ist, eine unabhängige Browser-Suite zu pflegen, anstatt einen eigenen, teuren Online-Dienst. Der hauseigene Online-Dienst MSN verschwand daraufhin nach kurzer Zeit auch wieder in der Versenkung.
Und zwei weitere Vorteile hatte der Internet Explorer 3.0: Er war im Gegensatz zum etwa 35 Dollar teuren Netscape Navigator völlig kostenlos und wurde mit zukünftigen Windows-Versionen automatisch vorinstalliert, so dass Käufer von neueren Windows-Versionen schon einen Webbrowser hatten und nicht nachinstallieren mussten.
Das unruhige Nebeneinander und erste Scharmützel
Mit dem Internet Explorer trat nun zum ersten Mal wirklich schwergewichtige Konkurrenz auf das bisher quasi komplett von Netscape dominierte Parkett. Zwar gab es 1996 im Gegensatz zu den Anfangsjahren bereits mehrere Webbrowser auf dem Markt, jedoch mit verschwindend geringem Marktanteil oder mit Schwerpunkten in Spezialanwendungen.
Die immer stärker werdende Konkurrenz zwischen dem Netscape Navigator und dem Internet Explorer zeigte sich vor allem durch zweifelhafte Eigeninitiativen der Hersteller. Es wurden weiter in Alleingängen weitere HTML-Befehle entwickelt und implementiert, die, nun mit dem schönen Deckmäntelchen der "Konkurrenzabwehr", nicht offiziell dokumentiert wurden. Die Konkurrenz übernahm jedoch selten die HTML-Befehle der Konkurrenz, einerseits aus Sturheit, andererseits aufgrund der Ungewissheit, ob die Übernahme von proprietären HTML-Befehlen nicht bereits als Ideenklau gilt.
Die Entwicklerteams beschränkten sich deshalb auf verbale Scharmützel. Keine Gelegenheit wurde versäumt, dem jeweiligen Konkurrenten unfaire Methoden zu unterstellen. In einschlägigen Mailinglisten beschimpften sich Browser-Entwickler wüst, beispielsweise unterstellte ein Microsoft-Entwickler der Firma Netscape, dass die Art und Weise, wie Netscape auf dem Markt agiere, vergleichbar mit dem Einmarsch der Sowjets in Afghanistan sei. Weitere Konkurrenten beschwerten sich über das Verhalten ihrer Wettbewerber öffentlich beim US-Handelsministerium.
Webdesigner und Websurfer spürten in dieser Zeit sehr deutlich, was es bedeutet, wenn aggressiver Wettbewerb geführt wird; Webdesigner passten ihre Web-Seiten auf einen Webbrowser an und mussten in Kauf nehmen, dass die gleiche Seite in anderen Webbrowsern teilweise unlesbar waren. In dieser Zeit entstand auch die heimliche Krankheit des Webdesigns, die Buttons mit den Schriftzügen "Best viewed with Netscape Navigator" oder "Best viewed with Internet Explorer". Die Idee des grenzenlosen Webs schien in Windeseile in die tiefen Gräben zwischen der Kommerzialisierung zu fallen. Doch es sollte noch schlimmer kommen:
Der "Browser-Krieg"
Die Verankerung des Internet Explorers im hauseigenen Betriebssystem Windows war zugegebenermaßen ein genialer Schachzug, um der Konkurrenz schon von vorneherein das Wasser abzugraben. Im Gegensatz zum Internet Explorer 3.0 verankerte sich der Nachfolger Internet Explorer 4.0, der im September 1997 vorgestellt wurde, noch tiefer in das Betriebssystem und machte eine Deinstallation praktisch unmöglich. Umrahmt wurde dies mit der Einführung des Betriebssystems Windows 98 im Juni 1998, bei dem der Internet Explorer 4.0 fest installiert war und nicht ohne weiteres mehr entfernt werden konnte. Diese Verankerung wurde seitdem bei allen späteren Windows-Versionen vollzogen.
Dieses Vorgehen brachte jedoch Kartellwächter in den USA auf den Plan, die in dieser Verankerung des Internet Explorers eine unzulässige Bevorzugung des Microsoft-Browsers sahen. Mehrere US-Bundesstaaten und Privatpersonen strengten deshalb Ende 1998 ein Gerichtsverfahren an, um die marktbeherrschende Stellung Microsofts einzuschränken. Diese Maßnahmen griffen jedoch vorerst nicht, da es erwartungsgemäß Jahre dauert, bis Entscheidungen in solchen Prozessen fallen. Einige Staaten forderten jedoch teilweise äußerst drastische Maßnahmen, bis hin zur Aufteilung von Microsoft, um dessen marktbeherrschende Stellung im Betriebssystem- und Office-Anwendungsmarkt zu begrenzen.
Netscape veröffentlichte zuvor im Sommer 1997 mit dem Netscape Communicator 4.0 eine komplette Browser-Suite mit Webbrowser, Mail- und News-Programm und einem integrierten HTML-Editor, konnte jedoch auch mit dieser komfortablen Version nicht verhindern, dass immer mehr Anwender auf der Windows-Plattform erst gar nicht den Netscape Communicator herunterluden und installierten. Dazu kamen die aufkommenden finanziellen Schwierigkeiten von Netscape, die unter anderem auch entstanden, weil Netscape seinen Browser inzwischen auch kostenlos weitergab und auf Lizenzgebühren gänzlich verzichtete.
Schließlich erkannte die Netscape-Führung, dass mit einem Browser allein kein Geld mehr zu verdienen war und verkündete im Januar 1998, zur Überraschung der Fachwelt, die Veröffentlichung des Quellcodes und die Einrichtung eines Entwicklerprojekts, das sich um die Weiterentwicklung des Browsers auf Basis eines Open-Source-Projekts kümmern sollte. Namensgeber für dieses Projekt war das bisherige Maskottchen von Netscape, die Karikatur einer kleinen Echse mit dem Kunstwort Mozilla.
Das Mozilla-Projekt
Das Mozilla-Projekt erhielt als Basis den weitgehend kompletten Quellcode (Programmteile von Fremdherstellern wurden ausgeklammert) des damals bereits in der Weiterentwicklung befindlichen Netscape Communicators. Allem voran ist hierbei die komplette Neuprogrammierung des Moduls zu nennen, das für die grafische Verarbeitung von HTML-Code und eingebundenen Dateien verantwortlich sein sollte und unter dem Codenamen Gecko geführt wurde. Gecko war der Hauptbestandteil des Quellcodes, der in das Mozilla-Projekt überführt wurde.
Die zentrale Verwaltung des Projekts übernahmen zunächst engagierte Netscape-Mitarbeiter, die schon in die Entwicklung des Netscape Communicator involviert waren. Das Projekt begann auch recht ehrgeizig mit der Arbeit und wollte den gesamten bisherigen Umfang des Communicator mit allen Plattformversionen weiterführen. Dazu wurde eine zentrale Projektverwaltung organisiert und später sogar eigens ein Fehlerverwaltungssystem namens Bugzilla entwickelt. Von Anfang an wurde jedoch der Anspruch hochgehalten, auch weiterhin einen sorgfältig programmierten Browser weiterzuentwickeln, weshalb auch die Projektplanung äußerst professionell angesetzt wurde. Der Unterschied zum Netscape Navigator und Communicator sollte jedoch sein, dass Mozilla völlig kostenlos bleiben sollte und der Quellcode frei verfügbar.
Einen Strich durch die Rechnung machte schließlich der Verkauf von Netscape an den Online-Dienst AOL im November 1998. AOL, vornehmlich am Portal von Netscape interessiert, das bei allen Versionen des Netscape Communicator als initiale Startseite eingetragen ist, gliederte als erstes die Sparte der Serversoftware aus und übertrug diese an Sun Microsystems. Das Mozilla-Projekt begann daraufhin zu stocken, da viele Netscape-Entwickler entnervt dem Unternehmen den Rücken kehrten und sich zusätzlich das Entwicklungsteam spaltete: In eine Gruppe, die den bisherigen Stand der Arbeiten fortführen wollte und in eine andere Gruppe, die vorschlug, das Projekt gänzlich von vorne zu beginnen.
Letzteres passierte dann auch, was das Projekt wieder weit zurückwarf. Mitte 1999 wurde mit der völligen Neuprogrammierung des Browsers begonnen, diesmal mit einem weitgehend von Netscape unabhängigen Team. Die ersten, mehr oder weniger stabilen Versionen des Mozilla Browsers erschienen im Jahr 2000 und erst im Sommer 2002 wurde die erste, freigegebene Version des Mozilla-Browser als "Mozilla 1.0" veröffentlicht. Bis dato wurden frühe Meilensteine der Entwicklung, die Mozilla selbst als Betaversionen veröffentlichte, von AOL als "Netscape 6" verpackt veröffentlicht, die jedoch oft am noch fehlerhaften Programmcode des Mozilla-Browsers krankten und den einst glorreichen Ruf Netscapes noch weiter ruinierten.
Während Mozilla zunächst mit bescheidenem Erfolg die Bühne der Webbrowser betrat, kamen im Laufe der Zeit innerhalb der Mozilla-Projektgruppe Stimmen auf, die vorschlugen, Mozilla zukünftig in zwei eigenständige Programme zu entwickeln, um den Browser von der Mail-Komponenten zu trennen. Davon versprach man sich grundsätzlich schlankere Programme, da die vollständige Mozilla Suite im Laufe der Zeit durchaus zu einem "Schwergewicht" wurde und außerdem viele Nutzer eigentlich nur den Browser nutzten.
Diese Bestrebungen resultierten in einer Trennung der Projektgruppen, so dass dann drei Gruppen innerhalb des Mozilla-Projekts an der Browser-Entwicklung arbeiteten: Eine Gruppe arbeitete weiterhin am Mozilla, eine Gruppe an der Browser-Ausgliederung namens Firebird (dessen Name später aus markenrechtlichen Gründen in Firefox geändert wurde) und eine andere Gruppe am Mail-Programm namens Thunderbird. Die Weiterentwicklung der Mozilla Suite wurde schließlich im Jahre 2006 zugunsten von Firefox und Thunderbird offiziell eingestellt und nur noch in einem alternativen Projekt namens SeaMonkey weitergeführt.
Organisatorisch gesehen ist die gesamte Entwicklung von Firefox, Thunderbird und der weiteren Mozilla-Projekte eingebettet in einer Stiftung in den USA, der so genannten Mozilla Foundation. Die Haupteinnahmequelle stellt die Einbettung des Suchformulares des Suchmaschinenanbieters Google dar, der für jede dort ausgeführte Suche einen Betrag an die Stiftung zahlt. Außerdem sind einige Entwickler des Mozilla-Projektes offiziell bei Google angestellt.
Status Quo
Auf der Windows-Plattform hat der Internet Explorer inzwischen einen mehr als überragenden Marktanteil. Versionen des Internet Explorers wurden ebenfalls für das Apple-Betriebssystem MacOS und für einige Unix-Versionen portiert, so dass Mozilla und andere, alternative Browser eine Zeit lang als Nischenprodukte galten. Zwar kündigten viele Online-Dienste und Internet-Zugangsanbieter an, zukünftig Mozilla als "Haus-Browser" zu verwenden, dennoch blieb der Charme, dass der Internet Explorer in den meisten Fällen erheblich einfacher zu installieren war - da er eben in Windows schon installiert ist.
AOL und Microsoft einigten sich im Sommer 2003 darauf, die Wettbewerbsklagen gegen Microsoft, ursprünglich wegen der marktbeherrschenden Stellung des Internet Explorers begonnen, einzustellen. Diese überraschende Wende sicherte Microsoft nun wieder die zukünftige Einbindung des Internet Explorers in seine Windows-Betriebssysteme.
Dennoch war damit die Vormachtstellung Microsofts keineswegs in trockenen Tüchern und man machte sich ausgerechnet selbst das Leben schwer. Microsoft kündigte bereits frühzeitig an, dass die Version 6 des Internet Explorers die vorläufig letzte sein sollte und eine neuere Version erst mit dem Nachfolger des Betriebssystems Windows XP zu erwarten war. Gleichzeitig zeigte sich aber ab 2003, dass der Internet Explorer einige gravierende, konzeptionelle Sicherheitsprobleme an den Tag legte, die immer wieder dazu führten, dass Microsoft Updates bereitstellen musste, die in vielen Fällen einige Funktionen ausschalteten oder teilweise sogar selbst derart fehlerhaft waren, dass die Updates selbst aktualisiert werden mussten. Diese ständige Notwendigkeit der Aktualisierung führte nicht zuletzt auch dazu, dass Microsoft seine Strategien zur Sicherheit seiner Produkte grundlegend neu ausrichten musste. Dennoch blieb Microsoft lange Zeit bei seiner Einstellung, für die bestehenden Betriebssysteme keine neue Version des Internet Explorer mehr zu entwickeln.
Gleichzeitig begann ab 2004 der Siegeszug des Mozilla-Ablegers Firefox, der ab Mitte des Jahres erstmals einer breiten Öffentlichkeit bekannt und von vielen einschlägigen Medien auch deutlich als voll funktionsfähige und innovative Browser-Alternative propagiert wurde. Firefox brachte so nützliche Funktionen wie einen Popup-Blocker, das gleichzeitige Öffnen von mehreren Browser-Instanzen innerhalb des Browsers und auch die Unterstützung für Umlaut-Domains von Hause aus mit, bei denen der Internet Explorer 6 passen musste. Der Kernpunkt war jedoch, dass Firefox keine tiefen Verwurzelungen ins System mitbrachte und demnach schon konzeptionell nicht so viel Schaden anrichten konnte, wie ein fest ins System integrierter Internet Explorer.
Firefox verbreitete sich in durchaus sensationeller Geschwindigkeit und wurde millionenfach heruntergeladen und installiert. Diese immense Verbreitung führte dann auch bei Microsoft zur Erkenntnis, dass der Internet Explorer in der jetzigen Version selbst ansatzweise keine Konkurrenz mehr war und nur deshalb noch eine starke Verbreitung besaß, da er Standard-Browser einer jeden Windows-Installation ist. Microsoft verkündete deshalb Anfang 2005 einen Wechsel seiner Strategie und erklärte, an einer neuen Version des Internet Explorers zu arbeiten, die auch für bestehende Windows-Versionen nachrüstbar war und schließlich im Oktober 2006 als Internet Explorer 7 veröffentlicht wurde. Neue Versionen sollten nun in einem Rhythmus von zwei Jahren veröffentlicht werden (was zumindest mit der Version 8 als Nachfolger der Version 7 nicht mehr klappt).
Das Web ohne Barrieren
Zehn Jahre nach Beginn des Browser-Krieges sind die Fronten recht deutlich: Der Internet Explorer besitzt einen Marktanteil von rund 70 %, Firefox einen Anteil von rund 20 %. Den Rest teilen sich mehr oder weniger exotische Webbrowser wie beispielsweise Apple Safari, der weitgehend nur auf der MacOS-Plattform eingesetzt wird, aber auch ein Browser namens Opera des norwegischen Unternehmens Opera Software. Opera ist für äußerst viele Betriebssysteme (weit mehr, als Firefox aktuell unterstützt) und Geräteplattformen erhältlich, darunter immer stärker auch mobile Geräte wie Mobiltelefone, Personal Digital Assistants (PDA), Smartphones (siehe hierzu auch Internet in der Handfläche: Mobile Computing), aber auch Set-Top-Boxen oder Spielekonsolen wie die Nintendo Wii. In diesen Nischen besitzt Opera teilweise gewaltige Marktanteile, obwohl der Marktanteil im gesamten Browser-Markt verschwindend gering ist.
Einen anderen Ansatz versuchen die Firmen Apple und Google mit ihren eigenen Webbrowsern. Während Apple mit dem Webbrowser Safari seine Klientel, die MacOS als Betriebssystem nutzt, zu überzeugen versucht, greift Google mit seinem Webbrowser namens Chrome im Prinzip alle anderen Webbrowser an, um seine Reichweite auf den Desktops zu vergrößern. Es wird sich erst mittelfristig zeigen, ob diese Strategien aufgehen, oder die Zukunft den großen, "universelleren" Webbrowsern gehört.
Weiterführende Links
http://www.jwz.org/
Private Homepage von Jamie Zawinski, einem ehemaligen Netscape-Entwickler
http://www.mozilla.org/
Homepage des Mozilla-Projekts
http://www.opera.com/
Homepage des Opera Webbrowsers
http://www.google.com/chrome
Homepage des Google Chrome Webbrowsers
http://www.viola.org/
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