Web 2.0 - Die nächste Web-Generation

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Der Begriff "Web 2.0" gehört sicherlich zu einer der interessantesten Phänomenen des World Wide Webs, suggeriert er doch "eine neue Version" des Webs. Das ist sicherlich nicht gänzlich verkehrt, denn viele heute alltägliche Web-Anwendungen wären ohne den Web-2.0-Gedanken vermutlich nicht entstanden.

Was ist Web 2.0?

Der Begriff Web 2.0 beschreibt eine Sammlung von neuen Web-Technologien und deren Anwendungsmöglichkeiten. Oft wird der Begriff auch als Familienbegriff für konkrete Anwendungen verwendet, die Web-2.0-Technologien nutzen. In vielen Beschreibungen von Web 2.0 wird auch von einer "anderen Form der Wahrnehmung des Web und des Internet" gesprochen.

Letzteres ist vermutlich auch einer der stärksten Fokuspunkte von Web 2.0, vor allem, wenn man die Herkunft des Begriffes "Web 2.0" betrachtet: Der Begriff wurde im Jahre 2004 als Titel einer Konferenzreihe vom US-Fachbuchverlag O'Reilly und des Konferenzveranstalters MediaLive International erfunden, um damit eine Reihe von Fachkonferenzen zu neuen Web-Technologien zu betiteln, die erstmals im Oktober 2004 veranstaltet wurde.

Gesellschaftliche Auswirkungen von Web 2.0

Das Konzept des User-Generated-Content wird von vielen Experten als Revolution in der Medienlandschaft gefeiert."Das hier ist eine wirklich demokratische Unterhaltungsform", sagt beispielsweise Chad Hurley, einer der Gründer von YouTube, einer Website, über die jeder sein Videomaterial kostenlos veröffentlichen kann. Auf diese Weise sind in kürzester Zeit Millionen Videos zusammengekommen, die in den meisten Fällen belanglos und langweilig sind. Andererseits finden sich darin auch Videos wie beispielsweise das sechsminütige Tanz-Medley eines semiprofessionellen Alleinunterhalters namens Judson Laipply, das innerhalb weniger Monate über 30 Millionen Mal abgerufen wurde. Eine Reichweite, die durch herkömmliche Medien höchstwahrscheinlich niemals hätte erreicht werden können.

Zweifellos ist es so, dass die Web 2.0-Philosophie viele bisherige Medienkonsumenten auch in die Lage versetzt, mit geringstem Aufwand zu Anbietern zu werden und eigene Inhalte zu produzieren und zu liefern. Die Medienlandschaft wandelt sich stetig: Anstatt weniger Sender und vieler Empfänger gibt es immer mehr Sender für immer mehr Empfänger, die einen höchst individuellen Medienkonsum abseits der klassischen Medien praktizieren.

Eine Bedrohung vor allem für Medienunternehmen und -konzerne, die bereits auf ihre Weise versuchen, dies zu nutzen. Als sehr frühes Beispiel angeführt sei die Online-Community MySpace.com, die ihren Mitgliedern eine Plattform zur Selbstdarstellung bietet: Im Juli 2003 gegründet, wurde die Plattform zwei Jahre später für einen Kaufpreis von sagenhaften 580 Millionen US-Dollar vom amerikanischen Medienunternehmer Ruperd Murdoch und seinem Medienkonzern News Corporation aufgekauft. Ein Jahr später, im Juli 2006, hat MySpace.com 93 Millionen Mitglieder und gehört zu den fünf Top-Websites weltweit.

Ebenso phänomenal verliefen die Unternehmensentwicklungen von Facebook und Twitter. Beide Unternehmen begannen als klassische Entwicklungsprojekte von Studenten und Freunden, die gemeinsam an ihren Projekten entwickelten und arbeiteten, jenseits der üblichen Gepflogenheiten der Software-Entwicklung. Web-2.0-Projekte befinden sich praktisch ständig im "Beta-Stadium" und werden rund um die Benutzer, deren Nutzung und Ideen weiterentwickelt. Daraus entstehen, wie im Falle von Facebook, Twitter, YouTube (das später von Google aufgekauft wurde) mitunter tragfähige Unternehmenskonzepte - allerdings gibt es viel mehr Beispiele für Web-2.0-Projekte, die niemals über die Anfangsphase herausgekommen sind und deren Entwickler irgendwann das Projekt aufgegeben haben, ohne viel Zeit damit zu verschwenden.

Ein weiterer Aspekt ist die Echtzeitkommunikation, die soziale Netzwerke ermöglichen und der damit verbundenen Möglichkeit einer Neudefinition des Journalismus. Einer Schlüsselposition kommt hierbei ausgerechnet ein Unglück zugute, nämlich der Notwasserung eines Flugzeugs der Fluggesellschaft US Airways am 15. Januar 2009 im Hudson River in New York. Dieses Unglück, das um 15:32 Uhr örtlicher Zeit an einem lebhaften Donnerstag inmitten der Millionenstadt passierte, wurde von Twitter-Nutzern, die um den Hudson River in Büros arbeiteten und von einem zufälligen Augenzeugen gemeldet, der auf einer Fähre unterwegs war, die kurz nach dem Unglück zu Hilfemaßnahmen ans Flugzeug geeilt war:

Diese Mitteilung mit dem Augenzeugenfoto wurde innerhalb kürzester Zeit durch weitere Twitter-Nutzer weitergeleitet und wiederveröffentlicht, so dass die Nachricht nach wenigen Minuten um den Globus gewandert ist, noch bevor die klassischen Medien auf den Vorfall einsteigen konnten. Selbst Nachrichtensender wie CNN konnten erst mit einiger Verzögerung berichten, geschweige denn Bilder senden. Spätestens diese Sternstunde des Online-Journalismus hievte soziale Netzwerke und insbesondere Twitter und Facebook auf eine Stufe mit den klassischen Mitteilungswegen für Augenzeugenberichte. In den Jahren danach etablierten sich immer mehr Online-Medien, die auch immer häufiger nur rein online existieren und gar keine Präsenzen in Form von klassischen Zeitungen oder Fernsehsendern haben.

Es ist tatsächlich durchaus zu bezweifeln, ob User-Generated-Content tatsächlich einmal journalistische Arbeit ersetzen kann. Journalismus lebt davon, ein bestimmtes Thema intensiv zu beleuchten, Argumente zu recherchieren, Thesen und Antithesen zu bilden. Derartige redaktionelle Arbeiten erfordern entsprechende Ausbildungen und auch entsprechenden Arbeitsaufwand in der Erstellung entsprechender Inhalte. Sicherlich ist es keine Frage, dass viele Inhalte keine sonderlich hohen, journalistischen oder redaktionellen Anspruch haben, allerdings bleiben diese Inhalte meist auch auf geringen Schöpfungshöhen und dienen maximal dazu, den Urhebern bzw. Protagonisten derartiger Inhalte, die vielbeschworenen 15 Minuten Ruhm einzuräumen, die Andy Warhol in einem berühmten Zitat einst im Bezug auf die Mediengesellschaft beschrieben hatte. Andererseits liegt genau hier der Kern der Faszination: Jeder kann eigene Inhalte beisteuern, unkompliziert einer größeren Öffentlichkeit präsentieren, dazu Feedback bekommen und das alles weitgehend grenzenlos (abgesehen von strafrechtlichen Grenzen).

Betrachtung aus der Sicht des "alten" Web

Um die Ideologie von Web 2.0 lohnt sich eine Sicht auf das "alte" Web oder das "Web 1.0", wie sie von Protagonisten der Web-2.0-Szene gern angeführt werden. Das alte Web wurde vor allem weitgehend zur Ein-Weg-Kommunikation, also zu einer einbahnstraßenartigen Kommunikation vom Sender zum Empfänger, genutzt. Beispiel hierfür sind auch heute noch die Web-Auftritte vieler Unternehmen, die nur Informationen vom Unternehmen zum Besucher liefern und dem Benutzer weitgehend keine Interaktion mit dem Unternehmen oder anderen Benutzern ermöglichen, außer über einen Medienbruch in Form von E-Mails an eine zentrale Empfängeradresse (die möglicherweise dann gar nicht bearbeitet wird, weil sich niemand im Unternehmen dafür zuständig fühlt).

Web 2.0 geht mit der Sicht heran, dass der Besucher bzw. Benutzer einer Website aktiv an der Darstellungsform und am Inhalt einer Website mitarbeiten kann, es also funktionale Mechanismen gibt, die eine echte zweiseitige, eine Zwei-Wege-Kommunikation ermöglichen. Der Benutzer ist nicht mehr nur ein einfacher Betrachter, sondern im Idealfall ein direkter Gestalter einer Website. Diese Sichtweise ist die Kernkomponente von Web 2.0.

Interessanterweise ist das Web 2.0 damit zwar eine ideelle Weiterentwicklung von "Web 1.0", dennoch aber sehr nah an den ursprünglichen Ideen, die Web-Erfinder Tim Berners-Lee einst definierte, bevor im Internet-Boom Unternehmen das Web mit Unmengen von statischen Websites füllten und es kaum mehr als weitere "Plakatierungsform" ansahen. Fairerweise muss man an dieser Stelle jedoch erwähnen, dass die technischen Möglichkeiten der frühen Webbrowser und auch der Programmieransätze wirkliche Interaktion mit Benutzern nur sehr schwer ermöglichten und es in den ersten Jahren an allen Ecken und Enden auch an den "richtigen" Leuten fehlte, die das neue Medium Internet und World Wide Web richtig einschätzen konnten.

Web 2.0 Konzepte

Dem Thema Web 2.0 nähern wir uns am besten mit einem Blick auf die Kernkonzepte, die Web 2.0 und Web-2.0-Anwendungen ausmachen:

Web 2.0 Konzepte als Wolke

Web 2.0 Konzepte (© Markus Angermeier)
Genutzt mit freundlicher Genehmigung.

  • Mitwirkbarkeit
    Kernkonzept von Web-2.0-Anwendungen ist die Mitwirkbarkeit des Benutzers. Die klassische Web-2.0-Anwendung stellt lediglich ein Gerüst für Inhalte dar, die später der Benutzer liefert und pflegt. Mit einer genügend großen Benutzerbasis entsteht auf diese Weise ein erstaunlich enges Netzwerk, dass untereinander die eingegebenen Inhalte pflegt und beispielsweise mit so genannten Tags auszeichnet, die eine Recherche von Fotos anhand von definierten Stichworten ermöglicht.
  • Nutzerfreundlichkeit
    Web-2.0-Anwendungen sollen sich durch nutzerfreundliche Bedienung auszeichnen. Der Maßstab hierbei ist ein zwar computer- und internet-affiner Benutzer, der jedoch kein Programmierer ist. Der Bedienungsfreundlichkeit und der schnellen Interaktion zwischen Benutzer und System wird deshalb ein hoher (wenn nicht gar der höchste) Stellenwert eingeräumt. In immer größerem Maße spielt hierbei die mobile Internet-Nutzung eine Rolle, bei der der Benutzer nicht mehr über stationäre PC die Dienste nutzt, sondern von unterwegs per Smartphone oder Tablet-Computer (siehe hierzu auch Internet in der Handfläche: Mobile Computing).
  • Entwicklungsagilität
    Die meisten Web-2.0-Anwendungen werden in der Regel agil entwickelt, also ständig im Produktivzustand und dadurch auch längste Zeit im "Beta-Stadium". Agile Softwareentwicklung ist die Basis dafür, dass sehr schnell neue Entwicklungen ausprobiert und eingesetzt werden können. Das hat allerdings auch den Nachteil, dass es bei vielen Web-2.0-Diensten zwar keine steile, aber eine sich stetig bewegende Lernkurve in der Bedienung gibt.
  • Wirtschaftlichkeit
    Durch Partnerprogramme und stichwortbasierte Werbung können selbst kleinere und eher exotische Web-Angebote Einnahmen abwerfen und sind vor allem nicht mehr abhängig von großen Werbebannervermittlern. Partnerprogramme auf eher exotischen Web-Angeboten unterstützen zu dem das so genannte Long-Tail-Phänomen. Damit ist die Theorie gemeint, dass zukünftig immer mehr Umsätze nicht mit Waren und Dienstleistungen des Mainstreams gemacht werden, sondern mit Produkten in Marktnischen. Beispielsweise könnten Besucher einer Website, die mittelalterliches Leben beschreibt, durch dort angezeigte, stichwortbasierte Werbung gezielt auf Shops geführt werden, die mittelalterliche Musik etc. führen.
  • Gestaltbarkeit
    Der Benutzer soll in Web-2.0-Anwendungen in der Lage sein, seine Arbeitsfläche aktiv nach seinem Bedarf und Geschmack zu gestalten und zu personalisieren. Nicht der Benutzer muss sich stark auf die Anwendung einstellen, sondern das System bietet dem Benutzer die weitgehende Gestaltung der Anwendung an, beispielsweise durch das Hinzufügen oder Abwählen einzelner Funktionsmodule.
  • Standardisierbarkeit
    Der Nutzung von Standards wird ebenfalls ein hoher Stellenwert eingeräumt, da davon unter anderem so Dinge wie die konsequente Trennung von Form (durch Cascading Style Sheets) und Inhalt (ausgezeichnet durch XHTML) abhängen - erforderlich beispielsweise für barrierefreie Websites, aber auch für die Weiterverwendbarkeit von Inhalten.
  • Weiterverwendbarkeit
    Offene Schnittstellen in Web-2.0-Anwendungen sollen die Weiterverwendbarkeit von Inhalten ermöglichen, beispielsweise die so genannte Syndizierung von Inhalten: Anbieter von Inhalten stellen ihre Inhalte über definierte Schnittstellen als XML-formatierte Inhalte anderen Anbietern zur Verfügung, die diese in ihre eigenen Anwendungen integrieren können. Beispielsweise können auf diese Weise Anbieter von Landkarten ihre Karten anderen Anbietern über Schnittstellen zur Verfügung stellen, die diese Karten dann als Basis für Lokalisierungen zur Verfügung stellen.
  • Medienübergreifbarkeit
    Ebenfalls ein wichtiger Baustein ist der konsequente Ansatz, Inhalte medienübergreifend zur Verfügung zu stellen und beispielsweise der immer weiter fortschreitende Mobilität Rechnung zu tragen. So können beispielsweise bei einigen Web-2.0-Anbietern hochgeladenen Fotos Geoinformationen hinterlegt werden, so dass Betrachter anhand dieser Geoinformation und einem Navigationssystem den Standort des Fotos recherchieren und auch besuchen können.

Web 2.0 Kommunikationsformen

Basierend auf der Ideologie "User-generated content" kommt Web 2.0 auch mit neuartigen Kommunikationsformen daher, die ihren Schwerpunkt vor allem auf der Mitwirkbarkeit haben, dem Publizieren eigener Inhalte auf einfachste Weise ohne die Notwendigkeit Inhalte programmieren zu müssen:

  • Weblog, kurz auch: Blog
    Weblogs sind einfache Content-Management-Systeme (siehe auch Content Management Systeme), die dafür ausgerichtet sind, eine Art Online-Tagebuch abzubilden. Der Autor eines Weblogs, im Jargon als "Blogger" bezeichnet, veröffentlicht auf diese Weise Begebenheiten zu bestimmten Themen oder auch einfach nur seine Befindlichkeiten und hat die Möglichkeit, seine Einträge thematisch zu kategorisieren. Charakteristische Merkmale von Weblogs sind außerdem Kommentarfunktionen zu Blog-Artikel und abonnierbare News-Feeds, letzteres um Änderungen und neue Weblog-Artikel mit einem RSS-Feedreader lesen zu können.

    Abgewandelte Formen von Weblogs finden sich in folgenden Unterarten:

    • Podcast (Kunstwort aus dem Namen des beliebten Audio-Player "iPod" und dem Wort "Broadcast")
      Podcasts stellen einzelne Audiodateien bereit, die im Sinne eines Radiobeitrages heruntergeladen und angehört werden können. Die Idee dabei ist, dass Podcasts abonniert und die Audiodateien dann beispielsweise auf einen mobilen Audio-Player synchronisiert werden können. Diese Audiodateien lassen sich dann zum Beispiel während einer Zugfahrt anhören.
    • Video-Podcast, kurz auch: Vodcast
      Vodcasts ähneln Podcasts, haben jedoch als unterscheidendes Merkmal nicht nur auditive, sondern audiovisuelle Beiträge. Diese können entweder auf einem Computer, aber auch auf mobilen Video-Playern betrachtet werden.
  • Wiki (abgeleitet aus dem hawaiianischen Begriff "Wikiwiki", zu Deutsch: "schnell")
    Wikis bestehen aus einer Ansammlung von Hypertext-Seiten, die ebenfalls mit einem auf dem Server installierten Content-Management-System bearbeitet werden können. Im Gegensatz zu Weblogs sind Wikis jedoch auf Kollaboration, also auf Zusammenarbeit, ausgelegt und stellen eine Plattform dar, auf der jeder Interessierte mitschreiben kann. Durch Modellierung entsprechender Informationsräume lassen sich mit Hyperlinks untereinander vernetze Hypertext-Seiten erstellen und auch ganze Themenbereiche. Nach diesem Prinzip funktioniert die derzeit größte Wissenssammlung auf Wiki-Basis, die Wikipedia. Das Wiki-Prinzip eignet sich jedoch für praktisch alle Arten von Wissenssammlungen, beispielsweise für ständig gepflegte Projekthandbücher, unternehmensinterne Wissensdatenbanken oder beispielhaft auch für so genannte Stadtwikis (siehe weiterführende Links am Ende der Seite).
  • Soziale Netzwerke
    Auf sozialen Netzwerken basieren Websites, in denen der Benutzer aktiv tätig sein und eigene Inhalte liefern kann. Das kann zum Beispiel ein Kontaktnetzwerk (beispielsweise XING) sein, aber auch ein Online-Fotoalbum (siehe Flickr), ein Online-Videoarchiv (siehe YouTube) oder sehr spezielle Dienste wie Empfehlungsportale. Kennzeichnend für soziale Netzwerke sind die Möglichkeiten, Inhalte untereinander zu verlinken und zu benutzerunabhängigen Gruppen zusammenzufassen. Ein festes Charakteristikum sozialer Netzwerke ist das so genannte Tagging, also das Versehen von Inhalten mit kennzeichnenden Metadaten, um auf diese Weise das Suchen und Gruppieren zu ermöglichen. Dies ist ein Schritt zum so genannten Semantischen Web (siehe weiter unten), bei dem Inhalte gleichermaßen für Mensch und Maschine lesbar sind.
  • Web Services
    Web Services sind Dienste und Programme, die von einem Dienstanbieter bereitgestellt und auch dort betrieben werden. Der Betreiber einer Website, der Web Services anbietet, übermittelt entsprechende Parameter an den Dienstanbieter, der diese verarbeitet und die Ergebnisse wiederum an den Betreiber der Website zurücksendet, damit dieser diese Ergebnisse verarbeiten kann. Ein solches Beispiel ist Google Maps, dessen Kartenmaterial auch als Web Service in Form einer API bereitgestellt wird. Externe Dienste, die eine dynamische Landkarte benötigen, können so - wenn sie autorisiert sind - das benötigte Kartenmaterial dynamisch direkt in ihre Anwendung integrieren. Ein Restaurantportal kann so zum Beispiel auf einem Smartphone den Standort des Benutzers ermitteln (siehe hierzu auch Internet für Ort und Stelle: Location Based Services), aus seiner eigenen Datenbank passende Empfehlungen liefern und über eine API passendes Kartenmaterial von Google Maps abrufen und anzeigen. Ähnlich verhält sich das mit Informationsdiensten, die über so genannte Gadgets auf dem Desktop abgelegt werden und Informationen über das Internet abrufen, beispielsweise die Wettervorhersage oder aktuelle Aktienkurse.

Web 2.0 Technologien

Alle eingesetzten Technologien haben eines gemeinsam: Sie sind nicht wirklich neu mit der Web-2.0-Bewegung entstanden, sondern bestanden bereits vorher. Zusammen mit den Bedienkonzepten, die Web-2.0-Anwendungen ausmachen und auch durch die Propagierung dieser Technologien durch Hersteller, Diensteanbieter und nicht zuletzt durch Buchverlage und Programmierer selbst, haben diese Technologien weitgehend erst durch die Web-2.0-Bewegung ihren Stellenwert erlangt, den sie heute innehaben.

  • Extensible Markup Language (XML)
    XML ist inzwischen in der Web-Entwicklung fest als einheitliches Datenaustauschformat etabliert und auch Basis des Datenaustausches innerhalb von Web-2.0-Technologien. Herausgegriffen seien hier deshalb die hauptsächlich genutzten XML-Formate:

    • Resource Description Format (RDF)
      Mit RDF werden Inhalte in einem für maschinen lesbaren Format beschrieben, die ansonsten nur sehr schwer automatisiert beschrieben werden können, beispielsweise audiovisuelle und multimediale Inhalte; nur ein Mensch sieht auf einem Foto mit blauem Himmel und einem roten Ball genau dies. RDF übernimmt die Aufgabe, diese zusätzlichen Informationen zu bestimmten Inhalten einheitlich aufzunehmen.
    • Really Simple Syndication (RSS)
      RSS ist ebenfalls ein XML-Format und dient zur Syndizierung von Inhalten. Im Grunde genommen handelt es sich hierbei um eine einfache, XML-formatierte Textdatei, die vom Benutzer abonniert werden kann, um Neuigkeiten eines Angebotes zu erfahren. Wird eine Neuigkeit in diese RSS-Datei eingetragen, erhält der Benutzer diese Neuigkeit beim nächsten Abruf dieser Datei (siehe hierzu auch den RSS-Feed von netplanet). Mit solchen Feeds ist es möglich, Inhalte verhältnismäßig einfach in andere Projekte zu integrieren.
    • Atom
      Atom ist ebenfalls ein XML-Format zur Syndizierung von Inhalten und wird häufig als Nachfolger von RSS angesehen, da RSS teilweise uneinheitlich von verschiedenen Entwicklergruppen weiterentwickelt wurde. Dazu kam, dass Atom speziell auch auf die Eigenheiten von Weblogs eingehen sollte. Die Herkunft des Begriffes stammt aus einem kleinen Wettbewerb unter den Entwicklern. Die Grundaufgabe und Arbeitsweise von Atom entspricht jedoch derselben, wie die von RSS.
    • SOAP (ursprünglich Simple Object Access Protocol)
      SOAP ist ein XML-Format, um auf einem entfernten Rechner über das Internet Programmbefehle zu übermitteln, die direkt dort ausgeführt werden, so genannte Remote Procedure Calls. Mit SOAP ist es möglich, so genannte Web Services anzusprechen, das sind elektronische Dienste, die mit einem URL im Internet angesprochen werden können und die bestimmte Dienstleistungen zur Verfügung stellen, beispielsweise eine Kreditkartenprüfung. Mit SOAP können die Kartenparameter an so einen Web Service übermittelt werden. Der Web Service würde dann anhand der Parameter die Gültigkeit der Kreditkarte überprüfen und mit einer ebenfalls SOAP-formatierten Antwort der Anwendung grünes Licht erteilen.
  • Asynchronous JavaScript and XML (AJAX)
    AJAX ist eine Technik für den asynchronen Datenaustausch zwischen einer HTML-Seite und einem Webserver und basiert auf einer Programmierschnittstelle namens XMLHttpRequest, die in modernen Webbrowser integriert ist. Mit AJAX ist es möglich, Inhalte bei Bedarf bzw. bei Benutzerinteraktion vom Webserver nachzuladen, ohne dass die HTML-Seite selbst noch mal komplett vom Webserver abgerufen werden muss. Dies macht sich vor allem in der Bedienfreundlichkeit bemerkbar, da so ein Großteil der Interaktionen zwischen Anwendung und Benutzer ablaufen können, ohne dass die Web-Seite, auf der die Interaktion stattfindet, jedes Mal neu geladen werden muss. Dem Benutzer kann so das Gefühl gegeben werden, mit einem richtigen Programm zu arbeiten.

Die Zukunft des Semantischen Webs, oder: Web 3.0?

Zweifellos wird sich das World Wide Web auch zukünftig weiterentwickeln und auch die Wahrnehmung der Benutzer dabei verändern. Ob diese Weiterentwicklungen sich eindeutig als "Version 3.0" abgrenzen lassen können und später einmal tatsächlich als "Web 3.0" bezeichnet werden können, sei erst einmal dahingestellt und als Fragestellung für zukünftige Web-Generationen definiert.

Weitgehend unbestritten sind die schon heute laufenden Bemühungen, das Web semantisch zu ordnen, also Inhalte mit Formaten zu beschreiben und auszuzeichnen, so dass diese Inhalte auch von Maschinen bewertet werden können. Während das bei einfachem Text in Grundzügen relativ einfach ist (jede Suchmaschine lebt davon, Textinhalte zu bewerten), beginnen die Probleme jedoch schon bei mehrdeutigen Wörtern. Beispielsweise wird schon folgender Satz eine Maschine völlig überfordern:

Die Maus steuert einen Zeiger auf dem Bildschirm.

Während der menschliche Computerbenutzer aus seiner Erfahrung heraus weiß, dass mit "Maus" eine Computermaus gemeint ist und nicht der lebendige Pendant aus der Fauna, hat ein Computer diese Erfahrung erst einmal nicht. Mit einer zusätzlichen, unsichtbaren Beschreibung des Begriffes "Maus" als "Computermaus" und "Zeiger" als "Mauszeiger" wäre es nun für einen Computer möglich, zu "verstehen", um was für eine Maus es sich hier handelt.

Noch viel komplexer wird das Problem der Semantik bei Nicht-Texten, beispielsweise Fotos, Videos oder Audiodateien. Deren Inhalte automatisiert zu klassifizieren, ist auch heute noch ein äußerst schwieriges Unterfangen und nur in einfachen Szenarien zuverlässig möglich. Schon die Unterscheidung eines roten Kreises in einem Foto ist für einen Computer kaum lösbar, während ein sehender Mensch in der Regel sehr einfach zwischen einem roten Ball, einem roten Heißluftballon oder einer Tomate unterscheiden kann.

Die Idee des Semantischen Webs geht jedoch weiter mit der Bildung von taxonomischen Hierarchien und Vernetzung dieser Hierarchien zu Ontologien. Taxonomische Hierarchien sind hierarchisch aufgebaute Klassifizierungen. Beispielsweise könnte eine Taxierung eines (fiktiven) Fotos eines roten Balles vor einem blauen Himmel folgendermaßen aussehen:

Himmel
- blau
  - hellblau
- ohne Wolken

Ball
- rot
  - signalrot
- Durchmesser 30 Zentimeter
- Kunststoff

Diese Taxierung dieses fiktiven Fotos kann im Rahmen einer Bilderdatenbank nun in einer ontologischen Datenbank einfließen, die wiederum logische Beziehungen zulassen könnte. So könnte eine übergreifende Datenbank gebildet werden, die explizit die Suche nach einem 30 Zentimeter großen, signalroten Ball vor einem blauen Himmel ermöglichen könnte.

Genau diese erweiterten Recherchemöglichkeiten wären der größte Punkt des Semantischen Webs. Information könnte, unabhängig von der Darreichungsform oder dem Medium, universell und sinnvoll katalogisiert und logisch miteinander verknüpft werden und damit komplexeste Recherchen ermöglichen, vor allem auch in der Form, wie der Mensch Fragen stellt.

Weiterführende Links

Links zum Thema Wikis

http://de.wikipedia.org/
Deutsche Startseite der Wikipedia

http://www.pfenz.de/
Stadtwiki Pforzheim-Enz des Vereins Stadtwiki e.V.

Links zum Thema Soziale Netzwerke

http://www.xing.com/
Kontaktenetzwerk XING

http://www.flickr.com/ englischsprachige Site
Online-Fotoalbum Flickr

http://www.youtube.com/ englischsprachige Site
Online-Videodienst YouTube

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