File 008 - Geheim, geheimer, ECHELON?

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Einen Fauxpas auf höchster Ebene hat Mitte 1999 der australische Geheimdienst DSD ("Defense Signals Directorate") aufgetischt: Auf öffentlichen Druck hin gab der Geheimdienst zu, am geheimen Spionagenetz "Echelon" teilzunehmen. Im gleichen Atemzug wurde darüber hinaus bekannt gegeben, die zukünftigen, eigenen Echelon-Aktivitäten zu überdenken und stark einzuschränken.

Was sich so unspektakulär anhört, ist in Politik-, Diplomatie- und natürlich auch Geheimdienstkreisen Brisanz in ihrer reinsten Form. Das hochmoderne Echelon-Überwachungsnetz besteht aus einem komplexen Netzwerk von Spionagesatelliten, elektronischen Horchposten und Abhöranlagen, das von den Geheimdienstorganisationen der Länder USA, Kanada, Großbritannien, Australien und Neuseeland installiert und betrieben wird. Schätzungsweise schlappe 30 Milliarden US-Dollar sind bisher in dieses Projekt eingeflossen.

Das Ziel von Echelon besteht darin, die modernen Telekommunikationsnetze abzuhören. Darunter zählt primär der Telefon- und Telefaxverkehr, aber immer mehr auch der Datentransfer in Datennetzen und insbesondere im Internet. (Kenner vermuten, das z.B. der größte Teil des E-Mail-Verkehrs durch Echelon permanent gefiltert wird.)

Offizielle Aufgabe von jeder kleinen oder großen Spionageaktion ist freilich immer, "mögliche Gefahren und Schäden" von der eigenen Nation abzuhalten. Inoffiziell wird aber, gerade bei Echelon, auch eine exzessive Wirtschafts- und Industriespionage vermutet, da z.B. der amerikanische Geheimdienst NSA unter Insidern als größte Organisation für Industriespionage angesehen wird.

Und genau dies alles hat das DSD in seinem Gang an die Öffentlichkeit mehr oder weniger direkt zugegeben. Des Weiteren wolle man nicht weiter diese Methoden nutzen, sondern Echelon nur noch zum Schutze Australiens und von australischen Bürgern nutzen. Nicht unbedingt beruhigend, da die anderen Teilnehmernationen diesem zukünftigen Verhalten des DSD zustimmen müssen und ihre eigene Nutzung von Echelon weiterhin im Dunklen bleibt.

Es ist nun, zum großen Schrecken von Datenschützern, von höchster Stelle lediglich bestätigt worden, dass Echelon tatsächlich existiert und die modernen Kommunikationsnetze noch ein erhebliches Stück mehr zu beliebten Informationsquellen für schnüffelnde Geheimdienste geworden sind. Wehren kann man sich dagegen nicht, lediglich schützen.

Der einzig wirksame Schutz ist immer noch die Nutzung einer vernünftigen Kryptografie-Technik wie z.B. PGP für den E-Mail-Verkehr. Gerade geschäftliche E-Mail-Wechsel sind von Spionageaktionen gefährdet und sollten daher unbedingt durch Verschlüsselungsverfahren geschützt werden, um Geschäftsgeheimnisse wahren zu können. Durch inzwischen komfortable und einfach zu bewerkstelligende Verschlüsselungssysteme kann der eigene Datenverkehr innerhalb kürzester Zeit so effektiv verschlüsselt werden, dass auch die derzeit größten Rechner nicht dazu ausreichen, die Information in absehbarer Zeit unbefugt wieder zu dechiffrieren.

Seien Sie misstrauisch!

Addendum März 2000
Der ehemalige CIA-Chef James Woolsey hat auf einer Pressekonferenz Anfang März, auf die er den Bericht "Interception Capabilities 2000" des Europäischen Parlamentes kommentierte, die Existenz von Echelon mit einer recht originellen Begründung bestätigt: Er sieht in der Wirtschaft Europas bei der Angelung von Großaufträgen eine "Kultur des Bestechens", gegen die sich die USA "mit Spionage, durch Abhören" und "durch Aufklärungssatelliten" zu wehren versucht. Diese Mittel hält Woolsey für durchaus legitim, wenn dadurch die USA herauszufinden versuchen, ob Europa "durch Bestechung Aufträge in Asien oder Lateinamerika zu erhalten versucht, die es auf ehrlichem Weg nicht gewinnen würde".

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